Auf heftigen Widerspruch stoßen in der Österreichischen Universtätenkonferenz (uniko) die Pläne der heute tagenden Landeshauptleutekonferenz, die auf eine Allianz zur Verdoppelung der Medizinstudienplätze für Neuinskribierende hinauslaufen. „Diese Forderung an die künftige Bundesregierung ist weder durchdacht noch realisierbar, geschweige denn finanzierbar“, erklärt uniko-Präsident Oliver Vitouch. Die Landeshauptleute machten mit dieser populistischen Ansage eines deutlich: „Sie wollen mit untauglichen Mitteln ein von ihnen erkanntes Defizit bekämpfen, nämlich den punktuellen Mangel an Ärztinnen und Ärzten, dessen Ursache nicht in der Zeit vor, sondern nach dem Studium begründet wird“, betont Vitouch.
Der Präsident der uniko findet es erstaunlich, dass die politischen Spitzen der Bundesländer alle Warnungen und Hinweise, darunter auch jene der Ärztekammer, offenbar komplett ignorieren und eine künftige Bundesregierung mit realitätsfernen Lösungsvorschlägen unter Druck setzen wollen. „Mittlerweile braucht es gar keine Expertinnen oder Experten mehr, um festzustellen, dass es sich bei der Rekrutierung von heimischen Ärztinnen und Ärzten nicht um ein Mengenproblem, sondern um ein Verteilungsproblem handelt – und zwar zwischen Stadt und Land, Spitälern und Praxen“, erklärt Vitouch. Mit einer Aufstockung von Studienplätzen würde sich daran wenig bis gar nichts ändern, vielmehr seien die vorhandenen Defizite im Gesundheitswesen zu beheben, und zwar von den verantwortlichen Trägern.
Markus Müller, Rektor der Medizinischen Universität Wien und Mitglied des uniko-Präsidiums, hält dazu ergänzend fest: „Österreich gelingt es derzeit nicht, seine eigenen Absolventinnen und Absolventen, oder gar qualifizierte ausländische Arbeitskräfte für das österreichische Gesundheitssystem zu begeistern.“ Eine Verdoppelung der Studienplätze würde zudem das österreichische Privileg der mit der EU verhandelten 75-Prozent-Quote für heimische Studienplätze gefährden und die Wettbewerbsfähigkeit der Universitäten belasten. Das verschlechterte Betreuungsverhältnis hätte auch negative Auswirkungen auf Forschung und Patientenbetreuung an den Universitätskliniken. Müller: „Unser Appell lautet daher, die Universitäten nicht durch Scheinlösungen zu schwächen, sondern die Rahmenbedingungen für die ärztliche Tätigkeit in Österreich zu verbessern.“
Foto: © MedUni Wien / Zsolt Marton