Um einen Überblick über die Situation in der Ärzteausbildung zu erhalten ruft die Österreichische Ärztekammer regelmäßig Ärztinnen und Ärzte auf, ihre Ausbildungseinrichtungen zu bewerten. Auch heuer zeigt sich: Es gibt einige Best-Practice-Beispiele, aber ebenso Bad-Practice-Beispiele. Das zeigen die stark schwankenden Evaluierungen, denn die Gesamtbewertungen nach Schulnotensystem liegen in der Basisausbildung zwischen 1,20 und 3,22, in der allgemeinmedizinischen Ausbildung zwischen 1,00 und 4,25 sowie in der Facharztausbildung zwischen 1,00 und 4,40.
Insgesamt schneidet die fachärztliche Ausbildung mit 2,30 am besten ab, gefolgt von der Basisausbildung mit 2,37 und der allgemeinmedizinischen Ausbildung mit 2,45. Verglichen mit den Ergebnissen der Ausbildungsevaluierung im Vorjahr bleibt die Facharzt-Ausbildung konstant, die Basisausbildung und die allgemeinmedizinische Ausbildung verbesserten sich leicht. „Leider hat sich die Ausbildungssituation zu wenig verbessert“, sagt Harald Mayer, ÖÄK-Vizepräsident und Obmann der Bundeskurie angestellte Ärzte. Die Qualität der Ausbildung müsse über alle Abteilungen und alle Spitalsträger konstant hoch sein. Gerade angesichts des starken Wettbewerbs durch das Ausland sei das dringend notwendig. „Viele Ärztinnen und Ärzte werden nach dem Studium nicht in Österreich tätig, außerdem wollen immer weniger Allgemeinmediziner werden. Wenn wir aber keine guten Hausärzte mehr haben, wird das zwangsläufig dazu führen, dass immer mehr Patienten unnötigerweise ins Spital kommen“, sagt er.
Zeit für Ausbildung nötig
Insbesondere in der allgemeinmedizinischen Ausbildung sind die divergierenden Bewertungen zwischen den einzelnen medizinischen Abteilungen auffallend: So wird beispielsweise die Gynäkologie signifikant schlechter als der Gesamtdurchschnitt aller Abteilungen bewertet, die Ausbildungsfächer Anästhesie, Kinder- und Jugendheilkunde, Psychiatrie sowie Neurologie schneiden hingegen signifikant besser ab als der Durchschnitt aller bewerteten Abteilungen. „Die Ausbildung junger Ärztinnen und Ärzte darf nicht als Störung des klinischen Alltags wahrgenommen werden, sondern ist auch Verantwortung und Pflicht der Spitalsträger, Zeit und Ressourcen für die Arztausbildung zu schaffen, um die Qualität der ärztlichen Versorgung in Österreich flächendeckend und über alle Abteilungen zu garantieren“, sagt Karlheinz Kornhäusl, stellvertretender Obmann der Bundeskurie angestellte Ärzte und Obmann der Bundessektion Turnusärzte der Österreichischen Ärztekammer.
Ärztinnen und Ärzte in Basisausbildung gaben das Feedback, dass sie viele Routineaufgaben mit wenig Lernzuwachs erfüllen, wenig aktives Lernen vorhanden ist und das Feedback fehlt. Als Grund für die fehlende Ausbildungskapazität wird das hohe Arbeitspensum des Stammpersonals gesehen. „Hier sieht man, dass der Personalmangel und die Arbeitsdichte in den Spitälern zulasten der Arztausbildung gehen“, sagen Mayer und Kornhäusl abschließend. Änderungen in den Arbeitsabläufen seien daher notwendig, etwa ein Abbau von administrativen Aufgaben und die verstärkte Delegation von Tätigkeiten an qualifiziertes Personal.